Mittwoch, 13. März 2013

Satyrica 111,12

(weiterhin Rede der Dienerin) "Glaubst du, dass die Asche oder die Manen des Bestatteten dies fühlen? Willst du ins Leben zurückkerhren? Willst du, nachdem der weibliche Fehler aufgegeben ist und solange es erlaubt ist, die Vorteile des Lichts genießen?"

Satyrica 111,11

"Was wird dieses die nützen", sagte sie, "wenn du durch Hunger zu Grunde gegangen bist, wenn du sich lebendig begraben hast, bevor die Schicksalsgöttinnen es fordern, wenn du freiwillig dein Leben opferst?"

Satyrica 111,10

Dennoch entfernte sich der Soldat nicht, sondern versuchte mit derselben Aufmunterung der armen Frau Essen zu geben, solange bis die Magd vom Geruch des Weins verführt zuerst selbst die besiegte Hand nach dem freundlichen Angebot der Einladeneden ausstreckte, dann, erquickt von Speis und Trank, begann sie die Hartnäckigkeit der Herrin anzugreifen und sagte:

Satyrica 111,9

Aber jene, die aufgrund der Trostworte des Unbekannten erschüttert war, zerfleischte sich heftiger die Brust, riss sich die Haare aus und legte sie auf den Körper des Liegenden.

Satyrica 111,8

Sobald er dann sowohl den Körper des Liegenden erblicktem als auch die Tränen und das von den Fingernägeln zerschundene Gesicht betrachtete, glaubte er natürlich das, was war: dass die Frau die Sehnsucht nach dem Toten nicht ertragen könne, er schaffte seine eigene Ration (sein Proviant) in das Grabmal und begann die Trauernde aufzumuntern, nicht in dem überflüssigen Schmerz auszudauern und das Herz nicht mit nichtsnutziger Wehklage zu zerreißen:
aller Ausgana (Tod) sei derselbe aber auch dasselbe Heim, und weitern Worten fürgte er hinzu, duch die in tiefe Betrübnis versetzte Gemüter wieder zu Vernunft gebracht werden.

Satyrica 111,7

Also stieg er in die Gruft hinab und blieb zunächst verwirrt durch den Anblick, einer äußerst schönen Frau stehen, wie durch ein Ungeheuer oder Höllenbilder.

Satyrica 111,6

In der nächsten Nacht also, als ein Soldat, der die Kreuze bewachte, damit niemand einen Körper zur Beerdigung herunterneheme,für sich ein hell glänzendes Licht zwischen den Gräbern bemerkte und das Seufzen der Trauernden gehört hatte, verlangte er bedingt durch die Neugier den Menschengeschlechts zu wissen, wer dort sei und was er mache.

Satyrica 111,5

Daher war dies in der ganzen Stadt der einzige Gesprächsstoff:
Alle Menschen jeden Standes gestanden diese strahend aufscheinende Beispiel für einzig wahre Sittsamkeit und Liebe,während unterdessen der Statthalter der Provinz verordnete, dass Räuber nahe bei jener Gruft ans Kreuz geschlagen werden, in welcher die Ehefrau jenen frischen Leichnahm beweinte.

Satyrica 111,4

Eine treue Dienerin saß bei ihr, weinte und trauerte mit ihr und immer wenn die Öllampe im Begräbnis abgrebrannt war, füllte sie diese wieder nach.

Satyrica 111,3

Die Eltern konnten sie, die sich so an die Brust schlug und durch Nahrungsverweigerung dem Tod folgte, nicht davon abzuhalten,auch nicht die Verwandten ; zuletzt gingen die Beamten weg, weil sie zurückgeweisen wurden,und die wegen des einzigartigen Beispiels von allen laut beklagt werdende Frau, zog nun schon den fünften Tag ohne Nahrung.

Satyrica 111,2

Diese aslo, als sie ihren Mann bestattet hatte, war nicht zufrieden mit dem gewöhnlichen Brauch dem Leichenzug mit herunterhängenden Haaren zu folgen oder sich in der Gegenwart der Volksmenge an die entblößte Brust zu schlagen:
Sie folgte dem Verstorbenen sogar in die Gruft und begann den nach der griechischen Sitte in der unterirdischen Grabkammer abgelegten Leichnahm zu bewachen und ihn Tag und Nacht zu beweinen.

Satyrica 111,1

Eine gewisse Ehefrau aus Ephesus war von so einer berühmten Sittsamkeit, dass sie auch die Frauen der benachbarten Familien zum Anblick der eigenen Person anlockte.