Sonntag, 26. Mai 2013

Plinius 8.9

C. Plinius grüßt seine Freund Ursus

Seit langem habe ich kein Buch, keinen Schreibstift mehr in die Hand genommen, schon lange weiss ich nicht mehr, was Muße, was Erholung und was schließlich dieser zwar untätige, jedoch erfreuende Zustand nichts tun und nichts sein ist.So viele Aufgaben für meine Freunde lassen weder zu, dass ich mich zurückziehe, noch, dass ich lerne. Denn kein Bestreben ist es wert, dass der Dienst für die Freundschaft vernachlässigt wird. Weil die Studien selbst Lehren, dass dieses möglichst zuverlässig bewahrt werden muss.

Lebe wohl.

Mittwoch, 13. März 2013

Satyrica 111,12

(weiterhin Rede der Dienerin) "Glaubst du, dass die Asche oder die Manen des Bestatteten dies fühlen? Willst du ins Leben zurückkerhren? Willst du, nachdem der weibliche Fehler aufgegeben ist und solange es erlaubt ist, die Vorteile des Lichts genießen?"

Satyrica 111,11

"Was wird dieses die nützen", sagte sie, "wenn du durch Hunger zu Grunde gegangen bist, wenn du sich lebendig begraben hast, bevor die Schicksalsgöttinnen es fordern, wenn du freiwillig dein Leben opferst?"

Satyrica 111,10

Dennoch entfernte sich der Soldat nicht, sondern versuchte mit derselben Aufmunterung der armen Frau Essen zu geben, solange bis die Magd vom Geruch des Weins verführt zuerst selbst die besiegte Hand nach dem freundlichen Angebot der Einladeneden ausstreckte, dann, erquickt von Speis und Trank, begann sie die Hartnäckigkeit der Herrin anzugreifen und sagte:

Satyrica 111,9

Aber jene, die aufgrund der Trostworte des Unbekannten erschüttert war, zerfleischte sich heftiger die Brust, riss sich die Haare aus und legte sie auf den Körper des Liegenden.

Satyrica 111,8

Sobald er dann sowohl den Körper des Liegenden erblicktem als auch die Tränen und das von den Fingernägeln zerschundene Gesicht betrachtete, glaubte er natürlich das, was war: dass die Frau die Sehnsucht nach dem Toten nicht ertragen könne, er schaffte seine eigene Ration (sein Proviant) in das Grabmal und begann die Trauernde aufzumuntern, nicht in dem überflüssigen Schmerz auszudauern und das Herz nicht mit nichtsnutziger Wehklage zu zerreißen:
aller Ausgana (Tod) sei derselbe aber auch dasselbe Heim, und weitern Worten fürgte er hinzu, duch die in tiefe Betrübnis versetzte Gemüter wieder zu Vernunft gebracht werden.

Satyrica 111,7

Also stieg er in die Gruft hinab und blieb zunächst verwirrt durch den Anblick, einer äußerst schönen Frau stehen, wie durch ein Ungeheuer oder Höllenbilder.

Satyrica 111,6

In der nächsten Nacht also, als ein Soldat, der die Kreuze bewachte, damit niemand einen Körper zur Beerdigung herunterneheme,für sich ein hell glänzendes Licht zwischen den Gräbern bemerkte und das Seufzen der Trauernden gehört hatte, verlangte er bedingt durch die Neugier den Menschengeschlechts zu wissen, wer dort sei und was er mache.

Satyrica 111,5

Daher war dies in der ganzen Stadt der einzige Gesprächsstoff:
Alle Menschen jeden Standes gestanden diese strahend aufscheinende Beispiel für einzig wahre Sittsamkeit und Liebe,während unterdessen der Statthalter der Provinz verordnete, dass Räuber nahe bei jener Gruft ans Kreuz geschlagen werden, in welcher die Ehefrau jenen frischen Leichnahm beweinte.

Satyrica 111,4

Eine treue Dienerin saß bei ihr, weinte und trauerte mit ihr und immer wenn die Öllampe im Begräbnis abgrebrannt war, füllte sie diese wieder nach.

Satyrica 111,3

Die Eltern konnten sie, die sich so an die Brust schlug und durch Nahrungsverweigerung dem Tod folgte, nicht davon abzuhalten,auch nicht die Verwandten ; zuletzt gingen die Beamten weg, weil sie zurückgeweisen wurden,und die wegen des einzigartigen Beispiels von allen laut beklagt werdende Frau, zog nun schon den fünften Tag ohne Nahrung.

Satyrica 111,2

Diese aslo, als sie ihren Mann bestattet hatte, war nicht zufrieden mit dem gewöhnlichen Brauch dem Leichenzug mit herunterhängenden Haaren zu folgen oder sich in der Gegenwart der Volksmenge an die entblößte Brust zu schlagen:
Sie folgte dem Verstorbenen sogar in die Gruft und begann den nach der griechischen Sitte in der unterirdischen Grabkammer abgelegten Leichnahm zu bewachen und ihn Tag und Nacht zu beweinen.

Satyrica 111,1

Eine gewisse Ehefrau aus Ephesus war von so einer berühmten Sittsamkeit, dass sie auch die Frauen der benachbarten Familien zum Anblick der eigenen Person anlockte.

Montag, 7. Januar 2013

Martial 5.9 Berufswechsel

Nuper erat medicus, nunc est vispillo Diaulus:
Quod vispillo facit, fecerat et medicus.

Neulich war Diaulus Arzt, nun ist er Totengräber:
Das was er als Totengräber tut, hatte er auch als Arzt getan.

Catull c.72 Lesbias Versprechen 2

Dicebas quondam solum te nosse Catullum,
Lesbia, nec prae me velle tenere Iovem.
Dilexi tum te non tantum, ut vulgus amicam,
sed pater ut gnatos diligit et generos.
Nunc te cognovi. Quare etsi impensius uror,
multo mi tamen es vilior et levior.
Qui potis est, inquis. Quod amantem iniuria talis
cogit amare magis, sed bene velle minus.

Einst hast du gesagt, dass einzig du Catull kennst,
Lesbia, und, dass du nicht Iuppiter lieber halten willst als mich.
Dann habe ich dich nicht so sehr geliebt, wie das einfache Volk die Freundin,
sondern wie der Vater die Kinder und Schwiegersöhne.
Nun habe ich dich kennen gelernt. Deshalb bist du mir, auch wenn ich dadurch heftiger zum brennen gebracht werde, um vieles wertloser und unbedeutender.
Wie kann das sein, fragst du. Weil ein solches Unrecht den Liebenden dazu zwingtmehr zu lieben aber weniger Zuneigung zu empfinden.

Catull c.70 Lesbias Versprechen 1

Nulli se dicit mulier mea nubere malle quam mihi,
non si se Iuppiter ipse petat.
Dicit.
Sed mulier cupido quod dicit amanti,
in vento et rapida scribere oportet aqua.

Meine Frau sagt, dass sie mit keinem lieber verheiratet sein will als mir, nicht einmal wenn Iuppiter selbst sie begehren würde.
Sagt sie.
Aber das was ein Frau dem leidenschaftlich Liebenden sagt, muss man in den Wind und in reißendes Wasser schreiben.
 

Martial 5.58 Das Leben lässt sich nicht verschieben

Cras te victurum, cras dicis, Postume, semper.
Dic mihi: Cras istud, Postume, quando venit?
Quam longe cras istud? Ubi est? Aut unde petendum?
Numquid apud Parthos Armeniosque latet?
Iam cras istud habet Priami vel Nestoris annos.
Cras istud quanti, dic mihi, possit emi?
Cras vives? Hodie iam vivere, Postume, serum est:
Ille Sapit quisquis, Postume, vixit heri.

Morgen wirst du leben, immer sagst du morgen, Postumus,
Sag mir: Dieses "Morgen", Postumus, wann kommt es?
Wie weit ist dieses "Morgen" entfernt? Wo ist es? Oder woher muss es angestrebt werden?
Verbirgt es sich etwa bei den Parthern und Armeniern?
Schon hat dieses "Morgen" das Alter von Primus oder Nestor.
Sag mir, für welchen Preis könnte man dieses "Morgen" kaufen?
Wirst du morgen leben? Heute ist es schon zu spät zu leben, Postumus:
Wer auch immer gestern gelebt hat,Postumus, sieht das ein.